Dubai ist so mit der modernen Architektur und den gigantischen Bauwerken verbunden, dass man die arabischen Wurzeln häufig vergisst. Aber in unseren Lieblingsbildern tauchen sie dennoch auf, denn das ist mindestens genauso fasznierend in dem Land.
Wir waren bereits zweimal in Dubai, wobei das nicht ganz genau ist, denn unser zweiter Aufenthalt in Dubai war durch unsere mehr als dreiwöchige Reise nach Japan im Sommer 2023 "unterbrochen".
Unsere erste Reise fand im Winter statt und wir verbrachten den Jahreswechsel 2022/2023 dort.
Silvester in Dubai ist ein Erlebnis der besonderen Art. Das Wetter war sehr angenehm, obwohl wir bei der Landung kurz nach Weihanchten 2022 mit Regen empfangen wurden. Dann folgten aber Sonne und angenehme Temperaturen. Mehr lest Ihr hier.
Im Hochsommer nach Dubai ist mindestens genauso erlebenswert, auch wenn Außentemperaturen von mehr als 40° C heftig sind.
Wenn Ihr mehr erfahren wollt, lest hier weiter.
Wie Ihr wisst, sind wir beide studierte Historiker und die Geschichte eines Landes oder eines Ortes spielt bei unserer Reiseplanung und den Vorbereitungen immer eine große Rolle. Denn schließlich wurde unsere Welt heute so, weil unsere Vorfahren bestimmte Entscheidungen getroffen und danach gehandelt haben – in allen Nuancen menschlichen Seins. Daher verwundert uns die Aussage, die wir gelegentlich gehört haben, dass Dubai keine Geschichte und keinen eigenen Charakter habe. Dass sich diese Annahme leicht widerlegen lässt, war uns schon im Vorhinein klar und hat sich während unseres Aufenthalts auch schnell bestätigt.
Das alte Dubai – so wird häufig der Bereich um den Dubai Creek bezeichnet. Dort, wo vor Jahrzehnten noch die einzigen Häuser und bewohnten Gebiete waren. Irgendwo zwischen dem Wasser des persischen Golfs und der Rub Al-Khali Wüste in einem Gebiet, das in der Vergangenheit bereits Handelszentrum und eine Verbindung zwischen Europa und Indien war. Die bekannte Geschichte der Region reicht nicht soweit zurück wie in anderen Regionen der Erde, ist gibt keine Höhlenmalerei oder andere Aufzeichnungen, lediglich von Funden aus Bronzezeit ist die Rede. 1787 erscheint in den Berichten über die Geschichte Dubais als erste fundierte Jahreszahl, denn da wurde das Al-Fahidi-Fort als Sitz des Herrschers und als Verteidigungsanlage gebaut. Heute befindet sich darin das Dubai Museum, das wir während unseres Aufenthalts (noch) nicht besucht haben. Zeit ist auf einer Reise leider doch knapp, aber wir sind daran vorbei spaziert.
Entscheidend in der weiteren Geschichte sind die 1960er Jahre, denn da wird in der Wüste das Öl entdeckt und gefördert, gleichzeitig beginnt in aller Welt der Durst nach dem schwarzen Gold zu wachsen und für Dubai entstehen vollkommen neue Einnahmequellen. 1971 werden mit sechs weiteren Emiraten die Vereinigten Arabischen Emirate gegründet, deren Hauptstadt heute das benachbarte Abu Dhabi ist. Die Stadt beginnt zu wachsen und erste Hotels internationaler Hotelketten eröffnen am Dubai Creek, damit die Geschäftsreisenden aus aller Welt eine Unterkunft haben. In den 1980er und 1990er Jahren legen die Emirate dann die Grundlage für die Zeit nach dem Öl und setzen auf den Wirtschaftszweig Tourismus, der heute eine immense Rolle im Leben Dubais spielt. Zahlreiche Luxushotels entstehen und die touristischen Erlebnismöglichkeiten wachsen immer weiter an. Mehr Infos dazu findet Ihr in den Berichten zu den anderen Teilen Dubais.
Da sich in der Nähe des Dubai Museum der hinduistische Tempel Dubais befindet und wir an unserem Neujahrstag anscheinend auch dort eine besondere Zeit erwischt hatten, war die Umgebung so voller Leute, dass wir von den Eindrücken überwältigt waren. Überall liefen Menschen mit dem weit leuchtenden Binde, dem roten Punkt auf der Stirn, umher und trugen bunte Teller mit Blumen, Äpfeln, Milch und uns unbekannten Süßspeisen in Richtung des Tempels. In der Luft lag eine Duftmischung aus Räucherstäbchen, Blüten und Gewürzen, festlich gekleidete Frauen in bunten langen Gewändern. Und wir mittendrin und von der Flut an Sinneswahrnehmungen erstmal vollkommen überfordert.
Al Fahidi und Al Seef Heritage Village
Von dort sind es nur ein paar Schritte in den arabischen Teil von Al Fahidi und in das Al Seef Heritage Village, das 2017 eröffnet worden ist. Dort erfährt man mehr über das Leben im Dubai der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Damals war die Haupteinnahmequelle vieler Familien die Perlentaucherei und so findet man dort die traditionellen Boote, traditionelle Lastkarren und eine wunderschöne Moschee am Rand des Dubai Creek. Wir setzen uns auf eine Bank, lassen die Atmosphäre auf uns wirken und machen unser “Wir”-Selfie vor der schönen Kulisse.
“Wisst Ihr, was der Zweck dieser Türme ist”, erklärt uns ein Mann in einer weißen Kandura, dem traditionellen Gewand der Männer in den Vereinigten Arabischen Emiraten in perfektem Englisch. Zögernd erwidern wir, dass es irgendwie zur Kühlung der Gebäude gedient habe. Er lächelt freudig und erklärt dann: “Das sind die Klimaanlagen des traditionellen Dubai. Hier am Meer weht fast immer Wind und das hat man sich zu Nutze gemacht. An allen vier Ecken des Hauses war ein solcher Turm, der oben Öffnungen hat. Dadurch zieht ein Luftzug durch das Haus. Außerdem hat man noch feuchte Tücher in die Fenster gehängt, wodurch die durchziehende Luft weitergekühlt worden ist. In Verbindung mit den dicken Wänden war es dadurch im Haus angenehm frisch.” Wir freuen uns über die Informationen und unterhalten uns noch einige Minuten mit dem Mann, der zuvor aus der Moschee gekommen war. Freudig über den interkulturellen Austausch erläutert er uns einen weiteren Aspekt, den man sonst wohl übersehen hätte.
“Sehr Ihr die große Holztür an den Gebäuden”, fragt er uns und deutet auf ein anderes Haus. Sie ist nicht zu übersehen. “Die Tür hat noch eine kleine Tür, die der eigentliche Hauseingang war. Die große Tür wurde nur sehr selten geöffnet. Die kleine Tür hat zwei Vorteile”, führt er weiter aus. Einer ist offensichtlich, denn durch die viel kleinere Tür kann wesentlich weniger warme Luft in das Haus gelangen als durch das große Portal. “Dadurch, dass die Tür so klein und niedrig ist, hat sich der Gast in gewisser Weise vor dem Haus verneigen müssen, um durch die Tür zu gelangen. Außerdem hatte so die Dame des Hauses ausreichend Zeit, sich adäquat zu kleiden und das hijab, das Kopftuch, anzulegen.
Wie stolz man auf seine Traditionen und das Erbe des Lebens in und mit der Wüste ist, zeigt das große Gehege, das am Rande des rekonstruierten Dorfes aufgebaut ist. Dort leben zwei Kamele, nach unserer laienhaften Einschätzung ein Dromedar mit seinem Jungen. Außerdem präsentiert man dort ein traditionelles Zelt, ausstaffiert mit Hockern und Teppichen, womit das Leben der Vorfahren in der Wüste dargestellt werden soll.
Dubai Spice Souk
Am nächsten Tag fahren wir mit der Green Line der Metro bis zur Station Al-Ras und laufen ein paar Minuten am Creek entlang bis wir den Eingang zum Dubai Spice Souk auf der anderen Straßenseite sehen. Das leckere Essen vom Vorabend noch im Sinn sind wir auf der Suche nach ähnlichen Gewürzmischungen. Als wir den Souk betreten aber erstmal der nächste Kulturschock, denn gefühlt will uns jeder hier alles verkaufen und wir sind erstmal gut damit beschäftigt die ersten Läden hinter uns zu lassen. Nein, wir wollen weder Kaschmirtücher noch Parfüm kaufen und auch mit niemandem zu seinem Laden um die Ecke mitgehen.
Als wir vor einem Laden mit zahlreichen schön ausgestellten Gewürzen, Tees und Dufthölzern stehen bleiben und nicht direkt angesprochen werden, sondern erstmal schauen dürfen, haben wir unser Geschäft gefunden. Domi sucht den Blickkontakt mit dem zurückhaltenden Verkäufer und der kommt freundlich lächelnd auf uns zu. Er begrüßt uns auf Englisch und fragt woher wir seien. Als wir Germany antworten, lächelt er und fängt an, uns auf Deutsch zu erklären, welche Waren dort ausgestellt sind. Er zeigt auf verschiedenfarbige Weihrauchsorten, erklärt uns welcher Tee für welches Thema hilfreich sei.
Die Präsentation der vielen verschiedenen Sorten geht im Geschäft weiter und wir wissen irgendwann nicht mehr, was genau jetzt was war, als er uns einen weißen Kristall zeigt und fragt: “Wisst Ihr, was das ist?” Kurz befürchte ich, dass Breaking Bad wahr geworden sein könnte, als er lachend meine Gedanken äußert. “Es ist nicht das Zeug aus der amerikanischen Serie, aber es macht die Nase auch frei. Er holt aus einem Regal ein Gefäß und entzündet ein Stück Kohle, das der Weihrauchkohle in katholischen Kirchen ähnelt und legt den kleinen Kristall auf die glühende Kohle. Sein Arm kommt langsam unseren Nasen näher, das rauchende Gefäß in seiner Hand. Als der Qualm unsere Atemwege erreicht, bestätigt sich der zweite Verdacht, denn seit dem Entzünden liegt ein leichter Mentholgeruch im Raum. “Das ist Eukalyptus und hilft super bei Schnupfen”, führt er lachend aus, weil Karo und mir die Tränen in die Augen geschossen sind. Nur zu gut können wir uns vorstellen, dass das Zeug die Nase befreit, wenn man erkältet ist.
Ein paar Minuten später stehen wir an der Kasse und wollen unsere Auswahl – ein grüner Tee mit großen Blättern, einige getrocknete Limetten, bunter Pfeffer und mehrere Gewürzmischungen – bezahlen. “Das macht 250 Dirham”, nennt der Verkäufer seinen Preis. Domi schaut ihn gespielt entsetzt an, überlegt kurz und erwidert: “Dann können wir uns leider kein Fleisch mehr kaufen, das wir mit den tollen Gewürzen essen können.” Er grinst zurück und fragt, wie viel wir bezahlen können. Domi sagt 150 Dirham. Jetzt schaut er geschockt und preist nochmal die Qualität seiner Gewürze und verlangt 220 Dh. Nach Domis Gegenangebot von 180 treffen wir uns bei glatten 200 und wirken beide zufrieden.
Wir schlendern anschließend noch durch Gänge des Souk und werfen auch einen Blick in die parallel verlaufende Gasse, die nicht mehr den Gewürzen, sondern den Haushaltsgegenstände gewidmet ist. Hier können wir unbehelligt an den Geschäften vorbeischlendern. Die Verkäufer wissen schon ganz genau, was die Touristen gerne kaufen und was nicht in den Koffer passt. Als wir wieder in den Gewürzsouk einbiegen, geht das lautstarke Anpreisen der eigenen Waren wieder los. Einige unserer Landsleute scheinen in den Gesprächen wohl davon gesprochen zu haben, dass es bei unseren Discountern und Supermärkten gute und günstige Gewürze gebe.
Arabian Tea House
Wir sitzen in dem Restaurant am Rande des rekonstruierten Dorfes, das einem traditionellen arabischen Teehaus mit seinen Türmen und dem großen Innenhof nachempfunden ist und warten auf unser Essen, als Karo mir ihr Handy präsentiert. Auf Instagram ist zu sehen, dass Fiona Erdmann, ehemalige Germanys-Next-Topmodel-Teilnehmerin und erfolgreiche Influencerin, auch im Historical District unterwegs ist und sich gleich dort mit einem Idol ihrer Jugend treffen wird. Während wir essen, betritt die Schauspielerin Rhea Harder das Arabian Tea House und wir ahnen bereits, was gleich passieren wird. Und tatsächlich betritt Fiona Erdmann mit Familie das Restaurant und wir müssen beide schmunzeln, denn schließlich hat Karo im Vorfeld unserer Reise auf diesem Social Media Account das Restaurant entdeckt. Und den Tipp geben wir auch gerne weiter, denn das Essen dort war wirklich sehr lecker und die Preise vollkommen in Ordnung.
Bevor unsere Speisen gebracht werden, erhalten wir bereits unseren Karak-Ice-Tee. Karaktee findet man sehr häufig in Dubai, er ähnelt dem indischen Chai-Tee und wird aus schwarzem Tee, verschiedenen Gewürzen wie Kardamom und Zimt sowie reichlich Milch und Zucker serviert.
Wir haben einmal einen arabischen Garneleneintopf mit dem schönen Namen “Mutfi Robyan” und dreierlei gegrilltes Fleisch von Lamm, Hähnchen und Rind gegessen. Beide Gerichte waren jeweils mit interessanten und super leckeren Gewürzmischungen abgeschmeckt, sodass wir eine Idee für unseren Besuch auf dem Gewürz Souk hatten.
Fahrt mit den Abras über den Creek
Nach dem interessanten, aber durchaus anstrengenden Ausflug in die Welt arabischer Märkte, haben wir uns entschieden, dass wir uns in dem rekonstruierten Teil der Altstadt auf der anderen Seite des Creek besser gefällt. So suchen wir uns ein Möglichkeit, wie wir am schnellsten dorthin gelangen. Taxi, Metro oder mit dem Boot sind die Varianten, die uns einfallen. Kurzentschlossen überqueren wir die Straße. Dort befinden sich auch noch ein paar Verkaufsstände und zahlreiche Anlegestellen der Boote. Unsicher welche wir wählen sollen, studieren wir einen Plan. Mit unserer Idee gehen wir zu einem Ticketverkaufsschalter und fragen beim Ticketkauf, welche Linie wir nehmen müssen. Die Verkäuferin zeigt auf die Schlange, die sich direkt gegenüber gebildet hat, wir bezahlen 4 Dh. für die beiden Tickets und warten im Sonnenuntergang auf das nächste Boot, dass uns zu Al Seef bringen soll. Leider ist es keins der traditionellen Abras, sondern ein normales kleines Boot, das uns über den Creek bringen wird.
In Al-Seef angekommen genießen wir die ruhige, entspannte Stimmung und erholen uns von der Hektik, die im Souk auf uns einprasselte. Wir schlendern auch hier nochmal durch die Läden und kaufen Kamelmilchschokolade und Datteln im Schokomantel für uns und als Mitbringsel, bevor wir uns in das kleine Café Nablus setzten. Wir bestellen einen warmen Karaktee und lassen uns von dem Angebot, die arabische Spezialität Kanafeh zu probieren, überraschen. Bevor die warme Süßspeise recherchieren wir, was wir da genau bestellt haben und erfahren, dass es in der arabischen Welt eine weit verbreitete Nachspeise ist, die aus einem speziellen Käse hergestellt wird. Dazu wird ein süße Flüssigkeit gereicht, die wir – wie unsere Tischnachbarn in traditioneller arabischer Kleidung – über das Gericht träufeln. Ein leckeres, süßes Gericht, das auch keine unangenehmen Nachwirkungen bei Mr. Ich-Vertrags-Nicht hatte.
Bevor es dann wieder mit den Taxi in unser Hotel zurück ging, haben wir noch auf dem zentralen Platz von Al Seef den Musikern auf der kleinen Bühne gelauscht und die wundervolle Atmosphäre um uns herum genossen.
Haftungsausschluss
LEGO® ist eine Marke der LEGO Gruppe. Die vorliegende Website wird nicht von der LEGO Gruppe gesponsert, genehmigt oder unterstützt.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.